Er ist nicht mehr der Einzige.
Seit gut einer Woche hat Christopher Trimmel beim deutschen Zweitligisten 1. FC Union Berlin mit Emanuel Pogatetz einen weiteren Österreicher zum Teamkollegen.
"Er hat Mega-Erfahrung, vor allem für unsere nicht ganz so stabile Situation. Speziell beim Verteidigen von Standards kann er sehr wichtig sein", kennt der 28-Jährige im "Berliner Kurier" die Vorzüge des Neuzugangs aus der amerikanischen MLS.
Am 13.1.2016 erschien dieser Artikel auf www.laola1.at
"Es gibt so unendlich viel Angst in meinem Leben. Ich habe Angst vor einem Sprung. Dennoch kann ich springen, weil ich es liebe, zu springen", schreibt Ex-Skisprung-Ass Thomas Morgenstern in seinem frisch erschienenen Buch.
In "Über meinen Schatten. Ein Reise zu mir selbst" erzählt der Kärntner auf 158 Seiten offen von seinen Stürzen, Erfolgen und dem Karriereende. Dabei spart er ein unter Skispringern eher unpopuläres Thema, die Angst, nicht aus. "Jeder darf, ja muss sogar Angst haben. Aktive Skispringer reden aber niemals über Angst, weil Angst hemmt und klein macht."
Schmerzen
Das Buch beginnt mit dem Moment, in dem der 28-Jährige nach seinem schweren Sturz am Kulm im Jänner 2014 in der Klinik aufwacht. Er erinnert sich an seinen ersten, schweren Sturz 2003 in Kuusamo, aber nicht an das, was am Kulm geschehen ist. "Langsam richte ich mich auf. Die Haut brennt da, wo sie sich in Falten legt. Der Schmerz in der Brust ist einmal stechend, dann wieder stumpf. Der Schädel brummt. Ich stehe. Vorsichtig setze ich das eine Bein vor das andere. Mir wird schlecht. Schwindlig. Der Schmerz in meinem Kopf nimmt rasant zu", beschreibt er bildhaft, wie schlecht es ihm wirklich ging. Der Weg zurück auf die Schanze ist hart, doch schließlich gelingt ihm der erste Sprung nach dem Unfall: "Dann gibt er mir das Freizeichen und das bedeutet: Springen! Drei Wochen lang bin ich diesen steinigen Weg gegangen, der mich hierher geführt hat".
Der Artikel erschien am 14.10.2015 auf www.laola1.at
Das 1. Sportforum Schladming will dazu beitragen, dass sich Österreich in Zukunft mehr bewegt (siehe Deklaration des Sports). Allerdings stellt sich die Frage, wie diese Zukunft in Zeiten zunehmender Digitalisierung überhaupt aussehen wird.
Um darauf eine Antwort zu geben, ist Trendforscher Sven Gabor Janszky aus Deutschland angereist. Er und seine Firma beschäftigen sich mit der Zukunft. Und die Prognosen haben es in sich.
Gedankensteuerung, intelligente elektronische Assistenten, mit Hilfe eines 3D-Druckers gedruckte Häuser sowie menschliche Herzen und Gesundheit durch Gen-Analyse - all diese Möglichkeiten wird es in naher Zukunft geben.
Schokolade zum Inhalieren (lässt den Weg über die Hüfte aus) sowie „braintonic“, ein Mittel, dass die Hirnleistung für drei Stunden steigert, angeblich ganz ohne Nebenwirkungen, gibt es hingegen bereits.
Dieser Artikel erschien am 31.5.2015 auf www.laola1.at
Nach sechs Jahren bei Rapid Wien wechselte Christopher Trimmel im Sommer in die deutsche Hauptstadt zum 1. FC Union Berlin.
In der Umbruchsaison nach dem Trainerwechsel - Norbert Düwel kam für Langzeit-Coach Uwe Neuhaus, der das Team aus der Oberliga in die 2. Bundesliga führte - läuft es bei den "Eisernen" jedoch bislang nicht nach Wunsch. Erst drei Punkte konnten aus den ersten vier Runden eingefahren werden, der erste Sieg lässt auf sich warten. Zudem kam im Pokal das Aus in Runde eins.
Höhepunkt der derzeitigen Negativserie: Nach der 0:4-Pleite An der Alten Försterei gegen Nürnberg sorgte der plötzliche Weggang von Fan-Liebling und Vereinslegende Torsten Mattuschka - im Vorjahr noch Kapitän der Mannschaft - zu Drittligist Energie Cottbus für großen Ärger.
Trimmel selbst stand bislang bei allen Ligaspielen in der Startelf. Allerdings sah der 27-Jährige zuletzt gegen den Club die Gelb-Rote Karte, auch in den Partien zuvor wurde er bereits dreimal mit dem Gelben Karton verwarnt.
Wie er sich angesichts dieses eher durchwachsenen Saisonstarts fühlt, warum der Wechsel von Mattuschka so große Wellen schlägt, welche Parallelen es zwischen Rapid und Union gibt und was er in
Berlin vermisst, verrät Trimmel im Interview.
Das Interview wurde im September 2014 für LAOLA1.at geführt.
Am Ende fehlten 800 Meter.
Auf der vierten Etappe der USA ProChallenge trennten Jens Voigt nach einer 42,8 km langen Soloflucht gerade einmal ein paar hundert Meter von seinem letzten Triumph.
Denn der 42-Jährige, der seine Beine durch bloße Willenskraft („Shut up, legs“) überreden kann, weiter zu arbeiten und nicht mehr zu schmerzen, bestritt in den USA das allerletzte Radrennen seiner Karriere.
Nach 33 Jahren Radsport und 17 Jahren als Profi nimmt der symphatische Pedaleur, der sich jederzeit durch seine extrem angriffslustige Fahrweise auszeichnete, Abschied vom aktiven Leistungssport.
Kein Siegertyp
Auch auf dem allerletzten Teilstück setzte er sich am Sonntag noch einmal, in typischer Jens-Voigt-Manier, mit einer Ausreißergruppe ab. Es reichte - wie so oft in seiner Karriere - nicht zum Sieg.
Doch genau das ist es, was ihn ausmacht: Egal, wie aussichtlos es scheint, probieren kann man es ja trotzdem. "Ich denke, dass ich gezeigt habe, bis zum letzten Moment im Sattel ein Profi gewesen zu sein", ist er mit sich und der Welt im Reinen.
Auch seine letzte Tour de France beendete der sechsfache Familienvater, wie er sie begann: Mit einer Attacke auf den Champs Elysees. Zum Tour-Auftakt hatte er direkt bei Kilometer null angegriffen und sich für einen Tag das Trikot des Bergbesten gesichert.
"Es konnte schon mal sein, dass er dir noch einen Witz erzählt und eine Minute später schon wieder in die Ausreißergruppe geht", beschreibt John Degenkolb, wie es sich anfühlte, mit Voigt im Peloton zu fahren.
Kein Rekordjäger
17 Mal bestritt Voigt die Große Schleife – nur dreimal konnte er sie nicht beenden. 2003 aufgrund eines Magen-Darm-Infekts, 2005 fiel er zwei Tage, nachdem er für eine Etappe das Gelbe Trikot trug, von Fieber und Verkühlung geschwächt aus dem Zeitlimit. 2009 stürzte er auf der 16. Etappe in einer Abfahrt schwer und brach sich unter anderem das Jochbein sowie den Kiefer.
Seine beste Platzierung in der Gesamtwertung war 2008 – beim Sieg seines Teamkollegen Carlos Sastre – ein 25. Platz.
17 Teilnahmen - das ist Rekord, mehr weist kein anderer Fahrer auf. Nur sein Freund Stuart O‘Grady sowie George Hincapie haben die Frankreich-Rundfahrt ebenfalls so oft bestritten. Ambitionen auf den alleinigen Rekord hat Voigt nie gezeigt, darum geht es für ihn nicht.
Unvergleichlicher Kampfgeist
Obgleich Voigt in einer Zeit fuhr, in der flächendeckendes Doping im Radsport an der Tagesordnung war, wurde er niemals positiv getestet. Während er im Ausland als Held gefeiert wird, gilt er in den deutschen Medien oftmals nur als nichtgeständiger Dopingsünder.
Dabei hat er sich durch seine lockere Art, Interviews zu geben und seine freche Fahrweise eine Fanbasis erarbeitet, die seinesgleichen sucht. Keiner verkörpert die Idee, niemals aufzugeben, so gut wie "Voigte", der sich von nichts und niemanden von seinen unzähligen Fluchtversuchen abbringen ließ.
Nicht umsonst lautete seine Philosophie: "So lange auf das Glück einprügeln, bis es auf meiner Seite ist".
"Habe mich für das ruhige Leben entschieden"
Ab und an wurde er für seine vielen Mühen auch dafür belohnt, wie etwa bei seinen zwei Tour-Etappensiegen in den Jahren 2001 und 2006.
Oft aber auch nicht. Der Wahl-Berliner braucht keine unzähligen Erfolge und auch keinen Tour-de-France-Gesamtsieg, um als lebende Legende zu gelten.
"Ich habe mich gefragt: Willst du ein Millionär und Superstar werden, mit dem Risiko, dass die Sache jeden Moment explodiert, oder willst du ruhig und sicher leben? Ich habe mich für das ruhige Leben entschieden", lautet seine Begründung, warum er nie gedopt habe.
"Wir zu neunt auf dem Podium"
Voigt, der seine Profi-Karriere 1997 - im Jahr des einzigen deutschen Tour-de-France-Sieges durch Jan Ullrich - begann, fuhr nie für ein deutsches Team.
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Der Mecklenburger, der ein begeisterter Twitterer ist und seine Fans immer wieder mit lustigen Anekdoten aus Beruf und Familienleben unterhält, konnte zweimal die Deutschland-Tour (2006 und 2007) sowie dreimal das Criterium International (2007-2009) gewinnen.
Auch einen Giro-Etappensieg hat der große Geocaching-Fan, der sich schon beinahe überall auf der Welt auf die Suche nach "Schätzen" gemacht hat und zum Abschied spezielle Münzen und Goodie-Pakete für seine Fans versteckt hat, auf seinem Konto.
Als schönstes Erlebnis seiner Karriere nannte der am 17. September 43 Jahre alt werdende Routinier stets den Moment im Juli 2008, als er gemeinsam mit dem gesamten CSC-Team als beste Mannschaft auf dem Podium in Paris stehen durfte. Diese Mannschaft verhalf in jenem Jahr Carlos Sastre zum Tour-Sieg. "Wir zu neunt auf dem Podium, vor uns die Champs-Elysées, über uns strahlende Sonne, hinter uns der Arc de Triomphe", wird er diese Szene immer in Erinnerung behalten.
Langer Urlaub
"Ich hatte schlimme Stürze und große Triumphe. Meine Karriere ist voller spezieller Momente. Nun gibt es keine Leiden, keinen Stress und keine Sturzgefahren mehr. Ich freue mich auf einen langen Urlaub", so Voigt, der heuer mit 89 Renntagen bislang die meisten des gesamten Fahrerfeldes aufweist.
"Jens hat so viel Energie, ich bin gespannt, wofür er diese als nächstes nutzt. Ich würde mir wünschen, dass er beim Radsport bleibt, einfach nur, um ihn weiter dabei zu haben", so sein ehemaliger Teamkollege Ben King.
Kein Bedauern?
Irgendwann muss einfach Schluss sein. "Sicher hätte ich noch ein Jahr dranhängen können, aber das wäre nicht mehr so gut gewesen wie dieses Jahr und hätte mich dann auch nicht mehr zufrieden gestellt", zeigt er (noch) kein Bedauern.
Allerdings nimmt man dem Haudegen nicht ganz ab, dass er das Leben als Radprofi nicht vermissen wird. Dem Peloton - und den Fans - zumindest wird er fehlen.
"Was ich an Jens Voigt am meisten vermissen werde, ist die Art und Weise, wie er uns allen zeigt, dass er keinen einzigen Tag seines Lebens als selbstverständlich ansieht", sagt Tom Danielson. "In einem Sport, bei dem du so viele Opfer bringen musst und so schnell versagen kannst, in dem es so viele Enttäuschungen gibt, hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen, egal, was passierte oder wie er sich gerade gefühlt hat. Was auch immer geschah, er hat seinen Job einfach geliebt. Das hat auf uns alle abgefärbt. Er hat aus jedem Tag im Radsport immer das Beste herausgeholt".
Seine Zukunftpläne ließ Voigt bisher weitgehend offen: "Jetzt werde ich erst einmal einen langen, großartigen Urlaub machen Was dann kommt, werde ich mit offenen Armen empfangen. Mal schauen, was als nächstes Kapitel kommt. Aber nach 17 Jahren als einer von den Jungs wird es sicher eine Zeit lang dauern, bis sich mein Blick auf den Radsport verändern wird."
Dieser Artikel erschien am 26.08.2014 auf www.laola1.at
Ein Tag im Leben eines F1-Weltmeisters. Zum Leben eines Formel-1-Weltmeisters gehört mehr, als „nur“ Rennen zu fahren und sich darauf vorzubereiten. Auch Fans, Journalisten, Sponsoren und Partner wollen unterhalten und zufriedengestellt werden.
Am Mittwoch vor dem Österreich-Grand-Prix etwa steht ein Medientermin nach dem anderen auf dem Kalender von Sebastian Vettel.
Meet and Greet
Während man am Vormittag in Wien auf ihn wartet, dreht der 26-Jährige bereits mit dem ZDF-Experten Hasan Salihamidzic. Das Interview über die Lage des deutschen Fußballs und die aktuelle WM dauert länger als geplant („Es war ganz lustig. Fußball ist im Moment DAS Thema in jedem Land. Wir haben über die aktuelle Situation gefachsimpelt.“).
Als der Red-Bull-Pilot dadurch verspätet zum ersten Wiener Medientermin eintrifft, erwartet ihn bereits eine Traube Kameras, die ab dem ersten Schritt des Deutschen
beim Aussteigen aus dem Auto alles einfängt, was dieser von sich gibt.
Der Artikel erschien im Vorfeld des Österreich-GP im Juni 2014 auf www.laola1.at
"Das Unmögliche möglich machen". Nicht mehr und nicht weniger hat der Extremsportler Christoph Strasser erreicht. Ganz im Sinne seines großes Vorbildes, dem fünfmaligen Race-Across-America-Sieger Jure Robic, der vor drei Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam: "Schwieriges zu schaffen, dauert sehr lange. Unmögliches etwas länger." Mit einer Leistung, die für einen normalen Leistungssportler, geschweige denn Otto-Normal-Bürger, jenseits des Vorstellungsvermögens ist, hat Strasser gezeigt, dass man alles schaffen kann, wenn man es will. Allen Unkenrufen und Zweiflern zum Trotz.
Geschichte geschrieben
Christoph Strasser gewann mit dem Race Across America (RAAM) nicht nur zum zweiten Mal das längste Radrennen der Welt, sondern schaffte dies als erster Athlet in
der Geschichte unter acht Tagen.
Nun reist er durch das Land und erzählt kurzweilig und auf lustige Art, wie es ihm gelungen ist, eine derartige Leistung zu vollbringen. Ein Vortrag, der Mut
macht.
"Gibt keine Garantien“
Wie kommt man auf die Idee, Extremradsport zu betreiben? Vor elf Jahren bestritt Strasser eher zufällig sein erstes 24-Stunden-Rennen - ursprünglich war geplant, zu
viert zu fahren, es fiel jemand aus und Strasser fuhr die Strecke alleine. Er hatte Spaß dabei. Danach dauerte es nicht mehr lange und der Traum vom Race
Across America war geboren. 2009 folgte die erste Teilnahme am knapp 5.000 Kilometer langen Rennen, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Eine schwere Lungenentzündung zwang ihn nach der
Hälfte zur Aufgabe und auf die Intensivstation.
"Das war sehr bitter. Es gibt keine Garantien", so der Steirer, der das Budget von 50.000 Euro zur Hälfte aus Sponsorengeldern und zur anderen Hälfte aus mühsam
Erspartem aus der Arbeit neben dem Studium und Training zusammengekratzt hatte. Trotz der großen Enttäuschung war ihm sofort klar: "Ich werde zurückkommen."
Die Rückkehr
2011 tat er dies eindrucksvoll, er führte von Beginn an und war nach acht Tagen, acht Stunden und sechs Minuten mit 28 Jahren der jüngste RAAM-Sieger aller
Zeiten. Doch das Erreichen seines großen Zieles war nicht etwa ein Grund, aufzuhören. Im Gegenteil, "der Einstieg in den Extrem-Radsport war
geschafft".
Seit diesem Sieg kann sich Strasser den Sport und sein Leben durch Sponsoren finanzieren. Und schließlich gab es da noch eine gewisse Schallmauer zu knacken
…
Das Duell
Im Jahr darauf lieferte sich Strasser mit dem Rookie Reto Schoch aus der Schweiz eines der knappsten Duelle der Geschichte. Nachdem Schoch bereits weit in Führung lag, holte Österreicher zwar noch auf, verlor letztendlich aber mit zwei Stunden Rückstand. Eine
sehr frustrierende Niederlage für Strasser, der schon im Ziel die Revanche plante.
Stärken stärken
Damit diese gelang, trainierte Strasser im Vorfeld fünf bis acht Stunden täglich, 30 Stunden die Woche und schraubte dabei mehr als 30.000 Kilometer im Jahr
herunter. "Ultracycling ist mehr als nur Radfahren: harte Arbeit, totale Hingabe und der Kampf gegen alles, was man nicht erreichen kann", beschreibt
Strasser. Die Stärken des Steirers liegen auf flachem Terrain - so wie in Kansas, wenn es eineinhalb Tage lang nur geradeaus geht, alles gleich aussieht und
er auf seinem aerodynamisch perfekt angepassten Zeitfahrrad in einem Gang durchfahren kann.
Seine Schwächen hingegen sind ob seines Gewichtes die steilen Berge, in denen ein Leichtgewicht wie Titelverteidiger Schoch große Vorteile hat. Dieser peilte heuer
von Anfang an das Ziel an, unter acht Tagen bleiben zu wollen. Sein viel zu hohes Anfangstempo wurde ihm jedoch schnell zum Verhängnis. "Man darf sich nicht zu viel Druck machen", rät
Strasser.
Extremer geht es nicht
In der Rekordzeit von 7 Tagen, 22 Stunden und 11 Minuten sowie einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,07 km/h absolvierte der 31-Jährige 2013 die 4.767 km quer
durch Amerika. Von der West- zur Ostküste der USA überwand er dabei 30.000 Höhenmeter, durchquerte vier Zeitzonen, vierzehn Bundesstaaten und verbrauchte
16.000 kcal am Tag. Von unglaublicher Hitze bei 45 Grad in der Wüste über Unwetter und Waldbrände bis hin zu Minusgraden in den Rocky Mountains erwischte er
dabei beinahe jedes Wetter.
Pausenabläufe
Hatte Strasser am Anfang schwer damit zu kämpfen, dass Schoch rasch weit vorne lag und er selbst noch kein Betreuerteam "zum Jammern" hatte (am ersten Tag sind
keine Betreuer erlaubt, da das Feld noch zu dicht zusammen ist), übernahm er ab Kilometer 240 die Führung und ließ sie sich für den Rest des Rennens nicht mehr nehmen. Bis zur dritten Nacht legte er keine einzige Schlafpause und lediglich drei 20-Minuten-Breaks ein, die erste einstündige Unterbrechung in der vierten Nacht brach er aufgrund
von Atmungsproblemen ab und fuhr weiter.
Die Pausenabläufe sind minutiös geplant, jeder Handgriff sitzt, nach drei Minuten ist Strasser gewaschen, der Helm weg und die Schlafbrille aufgesetzt. Während
Strasser schläft, checkt ihn der Arzt durch, Gesäß und Füße werden eingecremt. Sieben bis acht Minuten braucht er dann normalerweise zum Aufwachen und nach 1:15 Stunden sitzt er bereits wieder
auf dem Rad. Strasser, der sich selbst als jemanden bezeichnet, „der viel schläft", schlummerte während des gesamten RAAM gerade einmal sechs Stunden.
Nicht ohne das Team
Der extreme Schlafmangel führt, je weiter das Rennen fortgeschritten ist, zu Realitätsverlust und Halluzinationen. "Mir ging es körperlich gut, aber mental hat es
immer schlimmere Aussetzer gegeben", beschreibt Strasser seinen Zustand ab dem sechsten Tag. Ein Video zeigt den Steirer, wie er nach seiner einstündigen
Schlafpause von seinen Betreuern umringt wird und nicht versteht, was diese von ihm wollen und warum ein Fahrrad am Straßenrand steht.
Strasser wirkt wie ein Betrunkener, der nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Auch, als er nach viel gutem Zureden endlich aufsteigt und kaum schneller als
Schritttempo fährt, ist er geistig immer noch weit weg. Sein Gehirn streikt. Ganz wichtig ist für ihn in solchen Augenblicken das Team, welches ihn vom Auto
aus so lange in Gespräche verwickelt, bis er langsam wieder zu sich kommt und schließlich - zur Erleichterung aller - verkündet: "Ich bin wieder da."
Immer dabei
Sein Betreuerteam besteht aus drei Fahrzeugen und elf Experten, darunter ein Sportmediziner, ein Mentaltrainer, ein Koch und ein Physiotherapeut, die ihn in
Schichten rund um die Uhr begleiten.
Dank deren Anwesenheit hat der Steirer keine Angst vor Halluzinationen, die "eher lustig" seien. Auch Furcht vor langfristigen Schäden durch die Müdigkeit ist ihm
fremd, nur 2012, als er monatelang kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen hatte, habe er sich ernsthaft Sorgen gemacht. Für das "brutalste Einzelzeitfahren
der Welt", bei dem übrigens nach den ganz normalen Straßenverkehrsregeln gefahren wird, ist für Strasser nicht nur der Körper als Basis und ein durch mentales Training gestärkter Geist wichtig,
sondern zu einem Drittel auch das Team. Für den Österreicher ist das Extremcycling eindeutig ein Mannschaftssport, was aber nicht alle Athleten so sehen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Sportlern ist Strasser nicht der Meinung, dass man seine körperlichen Grenzen überschreiten kann. "Mehr als 100 Prozent sind nicht
möglich", zeigt der Steirer anhand einer Trinkflasche, in der ebenfalls nicht mehr als einhundert Prozent drin sein können. Mentaltraining (siehe Factbox) sei hingegen ganz wichtig: "Man kann nur
schaffen, was man sich vorstellen kann. Und man muss mit Herzblut bei der Sache sein."
Mögliche Probleme
Bei Extrem-Radrennen können den Athleten verschiedene Probleme begegnen, wie etwa ein offenes, blutendes Gesäß, durch das lange Sitzen auf dem Rad.
Strassers Tipp: Man muss mit den Schmerzen leben, helfen kann eine gute Sitzposition, Sitzpolster und Gesäßcreme.
Motivationslöcher
Bereits nach zwei Dritteln der Strecke war klar, dass eine Zeit unter acht Tagen machbar ist und dass der Sieger, sollte nichts Unvorhergesehenes passierten,
Christoph Strasser heißen würde. Da Reto Schoch bereits 19 Stunden Rückstand aufwies, fehlte Strasser die Motivation. Er wusste nicht mehr, warum er sich
noch quälen sollte und fiel von einem Motivationsloch ins andere. In den Bergen wurde es noch einmal knapp, es half der Teamgedanke: "Wir wollen es alle gemeinsam." Für das Team fuhr er weiter, kam wieder ins Rollen ("Der Flow-Zustand ist auch am achten Tag noch möglich!") und schaffte es mit unglaublichen 22 Stunden Vorsprung ins
Ziel.
Idealistisch
"Wir waren zu schnell, das Ziel war noch gar nicht richtig aufgebaut", erzählt Strasser, dessen Siegprämie sich auf eine Trinkflasche, eine Medaille, ein
Finisher-Shirt - auf welches er noch immer wartet - sowie ein Holzbrett mit der Route des RAAM beschränkt. "Man muss Idealist sein", umschreibt er den Fakt,
dass jeder Fahrer zwar 4.000 Euro Startgeld bezahlen muss, der Sieger jedoch kein Preisgeld bekommt.
Kein Ende in Sicht
Nach den überstandenen Strapazen wäre es für alle verständlich, wenn sich Strasser nun zur Ruhe setzt. Doch weit gefehlt: Das RAAM steht auch 2014 wieder auf dem
Programm. "Ich habe schon eingezahlt", grinst er. Seine Motivation? "Es geht noch schneller." Zudem gelang dem Österreicher Wolfgang Fasching, das Race
Across America dreimal zu gewinnen. Auch dies sei ein Anreiz, zudem halten ihm die Sponsoren weiterhin die Treue und das fest zusammengewachsene Team bleibt beisammen. Ebenfalls in die Saisonplanung 2014 eingeflossen - ist zur Freude seiner heimischen Fans - das längste europäische Rennen: Das Race Around Austria.
Henriette Werner
Mit dem Beschluss des Konzeptes „Sicheres Stadionerlebnis“ hat sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) von der Politik instrumentalisieren lassen. Ein Antragspaket,
welches einerseits nicht notwendig gewesen wäre und andererseits keine wirklichen Änderungen beinhaltet.
Gewalt in Stadien wird als riesiges Problem dargestellt. Oftmals werden in den Medien kritiklos Meinungen der Politik oder der DFL übernommen, Fans kommen selten zu
Wort. Die „große Gewaltwelle“ ist unbewiesen. Sogar Liga-Chef Reinhard Rauball sagt: „Ein generelles Sicherheitsproblem hat der Fußball nicht.“ Pro Jahr gehen rund 18 Mio. Zuschauer in die
Stadien der ersten und zweiten deutschen Liga. 2011 gab es etwa 850 Vorfälle, 0,005 % der Besucher wurden verletzt. Statistisch gesehen ist die Wies’n gefährlicher: Das Oktoberfest besuchten in
drei Wochen ca. 6,5 Mio. Menschen, allein in einer Woche verzeichnet die Polizei rund 1.000 Einsätze. Wo bleibt das Paket „Sicheres Oktoberfest“?
Zuletzt waren die Stadien in den ersten 12 Minuten und 12 Sekunden von einem unheimlichen Schweigen erfüllt: Fans machten sich stark für den Dialog und das
Mitspracherecht. So gehört sich das in einer Demokratie. Dadurch haben sie gezeigt, was dem Fußball ohne Fans fehlen würde.
Der Austausch mit dem Fußballbund, der in letzter Zeit des Öfteren - Stichwort Pyrotechnik - abgelehnt wurde, gehört dringend verbessert. Dieser Punkt wurde unter
„Bemühen um einen Dialog mit der organisierten Fanszene“ festgehalten. Die Frage ist nur, wie groß dieses Bemühen sein wird.
Mein Kommentar zum Sicherheitskonzept erschien am 13. 12. 2012 auf www.laola1.at
Der ehemalige argentinische Nationalspieler Matias Almeyda schreibt in seiner Autobiografie namens 'Alma y Vida' (Seele und Leben) offen über die Schattenseiten des italienischen Fußballs und des eigenen Lebens.
Das Buch handelt von Dopingpraktiken, Bedrohungen durch die Mafia und Korruption in der Serie A sowie von persönlichen Problemen wie Alkoholsucht und Depressionen.
Am 10.10.2012 erschien mein Bericht darüber auf www.laola1.at
Der 32-jährige Radprofi Bradley Wiggins gewann souverän Gold im Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele.
London. Fair wartete Bradley Wiggins bis mit Fabian Cancellara der letzte Fahrer das Ziel erreichte. Dann erst sprang er auf und ballte die Fäuste. Hunderttausende Zuschauer um den Hampton Court Palace jubelten mit ihm.
Zum zweiten Mal in seinem Leben hat der Mann mit den markanten Koteletten alles erreicht. "Es kann nicht mehr besser werden. So etwas werde ich nie wieder erleben", sagte Wiggins nach seinem Olympiasieg im Zeitfahren, nur zehn Tage nachdem er als erster Brite die Tour de France gewann und in seiner Heimat eine bisher unbekannte Radsportbegeisterung auslöste. Olympiasieger auf der Bahn und auf der Straße, dazu Toursieger - so vielseitig wie er ist sonst niemand. Seine Karriere könnte höchstens noch durch einen Ritterschlag gekrönt werden.
Bradley Wiggins – ein Nationalheld
„Wiggo“ bescherte seinem Land die zweite Gold-Medaille der diesjährigen Spiele und kürte sich somit zum erfolgreichsten britischen Olympioniken aller Zeiten. Sechs Medaillen holte er zwischen 2000 und 2008 auf der Bahn, seine siebente Medaille gewann Wiggins auf der Straße. Vier Tage nachdem er sich im Straßenrennen so vollkommen in den Dienst seines Teams gestellt und für Sprinter Mark Cavendish gearbeitet hat, dass man schon befürchtete, er habe sich zu sehr verausgabt. Am Ende siegte er überlegen mit 42 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen Tony Martin, sowie 1:08 Minuten auf Teamkollege Christopher Froome.
Viele Tiefschläge prägten sein Leben
Selbst als Millionär will Wiggins bodenständig bleiben und „weiter mit seinem Hund Gassi gehen“. Er hat viel durchgemacht: Nach seinem ersten Olympiasieg 2004 auf der Bahn wusste er nicht, wofür er noch kämpfen sollte und wurde zum Alkoholiker. Erst die Geburt seines Sohnes gab ihm wieder einen Lebenssinn, er kam zurück und holte 2008 erneut Gold. Dann wechselte Wiggo auf die Straße und nahm 14 Kilo ab. Dort begann sein Weg holprig, er landete bei Cofidis, kurz bevor das Team in einen Dopingskandal verwickelt wurde und schied 2011 bei der Tour mit einem Schlüsselbeinbruch aus.
„Würde niemals dopen“
Zum Thema Doping äußert er sich kompromisslos, zuletzt während der diesjährigen Tour, als er nach einem Vergleich mit Armstrongs US-Postal-Team ausrastete und
hinterher in einem ausführlichen Interview erklärte: „Ich würde niemals dopen. Dann würde ich alles verlieren. Meine Ehe, meine Familie, mein Haus, meine Titel." Er sei froh, nicht mehr von
gedopten Gegnern geschlagen zu werden.
Auf die Frage, wie er nach dem enormen Stress feiere und den Rummel um seine Person verkrafte, antworte Wiggins: „Wodka-Tonic hilft. Ich werde ein bisschen betrunken sein. Ich denke, das habe ich mir verdient." Ein ganzes Land wird ihm zustimmen.
Dieser Hintergrundbericht ist nicht veröffentlicht worden, sondern im Rahmen einer Bewerbung am 02.08.2012 entstanden.
Jugger - Wie aus einem Film eine Sportart wurde, die die Grünanlagen der Welt erobert.
Am 24.Juli 2012 erschien mein Artikel, in der ich eine außergewöhnliche Sportart namens Jugger vorstelle, auf derstandard.at:
Derbyzeit in Berlin
Seit Wochen spricht man in der Stadt nur von einem Thema, die Zeitungen sind gefüllt mit Artikeln über das Spiel Hertha BSC Berlin gegen den 1.FC Union Berlin. Über 20 Jahre nach dem Mauerfall treffen die Mannschaften zum ersten Punktspiel im Olympiastadion aufeinander. Experten, Fans, Spieler - sie alle wurden befragt. Oftmals klang es so, als wäre es für Hertha nur eine Frage der Höhe des Sieges.
Denn der Club aus Charlottenburg ging als Tabellenführer und klarer Favorit in die Partie. Hertha als Bundesliga-Absteiger steht in dieser Saison das Budget eines Erstligisten zur Verfügung. Ein Etat von 33 Millionen Euro gegen einen elf Millionen-Etat. Allein der Transferwert eines Herthaspielers, Raffael, ist so hoch, wie der aller elf Unionspieler auf dem Platz. Die Verhältnisse schienen auf dem Papier also klar. Der 1. FC Union Berlin aus dem Stadtteil Köpenick galt als klarer Außenseiter, dümpelte am Ende der Tabelle herum und spielte vor fünf Jahren noch in der Oberliga. Das ausverkaufte Olympiastadion bot mit 74.244 Zuschauern die drittgrößte Zweitligakulisse in Deutschland.
Die Partie begann, wie man es erwarten konnte: Hertha war spielerisch überlegen und führte schnell mit 1:0, Union hingegen schien vom übergroßen Gegner und der Kulisse eingeschüchtert. Es drohte eine hohe Niederlage, doch dann fiel überraschend der Ausgleich und plötzlich änderte sich das Bild. Union kämpfte und Herthas anfängliche Überlegenheit wich Zurückhaltung. Mit dem Unentschieden zur Pause war Union hochzufrieden, doch als dann in der 71. Minute das 1:2 durch ein Freistoß-Tor von Unions Torsten Mattuschka fiel, wurden die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Nach 90 Minuten war es dann so weit: Der Kleine hatte den Großen geschlagen.
Der Erfolg des Außenseiters wird keine neue Epoche einleiten, zwischen beiden Vereinen liegen sowohl in der Tabelle, als auch im Etat, Welten. Doch Herthas Alleinstellung in der Hauptstadt gibt es nicht mehr. Früher existierte keinerlei Wettbewerb, Hertha war die unumstrittene Nummer eins. Es ist gut für Berlin, dass sich das jetzt geändert hat. Die Berliner Zeitung schrieb dazu: „Dieser Kleine aus Köpenick ist frech, pfiffig, kämpferisch. Ein echter Berliner eben“.
Auch international wurde der Ausgang des Derbys wahrgenommen. Die gewonnene „Stadtmeisterschaft“ ist eine Genugtuung für Union Berlin, das mit dem Derbysieg beim großen Lokalrivalen Geschichte geschrieben hat. Denn so schnell wird es kein neues Derby geben, steht Hertha doch fest auf dem ersten Tabellenplatz, einem Aufstiegsplatz. Union dagegen kämpft weiter gegen den Abstieg.
Somit geht ein friedliches Fußballfest zu Ende, das noch sehr lange in den Köpfen der Berliner bleiben wird. Denn es hat gezeigt, dass es möglich ist, auch mit wenigen Mitteln viel zu erreichen.
Dieser Kommentar wurde nicht veröffentlicht, sondern entstand am 01.03.2011 für ein Bewerbungsschreiben.
Sechs Spieler, fünf Schläger, ein Ball - und doch nicht Landhockey.
Am 31. März 2012 erschien mein Artikel über FLOORBALL in der Printausgabe von DER STANDARD und auf derstandard.at:
http://derstandard.at/1332324285810/Floorball-Eishockey-ohne-Eis
Wie in einem Fußball-Manager-Spiel nehmen User weltweit an Trainingsentscheidungen des spanischen Vereins tkgoal.com teil.
Welcher Fußballfan würde nicht gerne einmal den Trainerposten seines Lieblingsvereins übernehmen oder zumindest in einige Entscheidungen eingreifen können? Beim
spanischen Verein tkgoal.com ist dies für jeden möglich. Das Konzept erinnert an PC-Spiele à la Fußball-Manager, mit dem kleinen Unterschied, dass man hier als User Einfluss auf ein echtes Team
nimmt. Das Projekt hat in dieser Saison in der siebenten spanischen Liga begonnen. Das Ziel des "Weltteams" ist es, mit der Hilfe von Online-Trainern aus allen Ländern, immer weiter nach oben zu
kommen, um eines Tages in der Primera Division zu spielen.
Das Besondere an dem Projekt ist die Interaktion zwischen Fans, Online-Trainern und Spielern. Skeptiker glauben nicht, dass es gut gehen kann, wenn jeder, der möchte, bei einem echten Team mitbestimmen darf. Doch das Projekt will zeigen, dass eine Gemeinschaft von Menschen genauso viel von Fußball versteht, wie einzelne Menschen der professionellen Fußballwelt.
So funktioniert's
Web-Trainer auf der ganzen Welt können für die Aufstellung von tkgoal.com voten. Möchte man den Regionalligisten aus Oviedo in Asturien mittrainieren, muss man
bedenken, dass man als Trainer eine Menge zu tun hat. Der digitale Traineralltag besteht darin, täglich anstehende Aufgaben zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dafür gibt es Punkte, schafft
man es nicht in der vorgegeben Zeit, bekommt man nur noch die Hälfte der Punkte.
Die Woche als Web-Trainer beginnt mit der Entscheidung über die taktische und personelle Aufstellung, die nach dem Mehrheitsprinzip gewertet wird. Der Trainer auf
dem Platz, Chus Naves, fungiert als "verlängerter Arm" der User, die drei Spieler mit den meisten Stimmen muss er aufstellen, aus den anderen Spielern darf er auswählen, wer Reservespieler ist.
Außerdem dürfen die User voten, ob ein Spieler zum Beispiel im Mittelfeld spielen soll, die genauen Positionen bestimmt dann aber der Trainer.
Auch Quiz-Fragen muss ein Online-Trainer beantworten, um sein Wissen unter Beweis zu stellen. Weiters kann er über Webcams das Training und per Video-Aufzeichnung
die Spiele ansehen. Nur die Web-Trainer, die Fähigkeit, Wissen, Ausdauer und Teamwork unter Beweis stellen, können zum Trainer der Woche werden. Auf der Homepage, die in Englisch und Spanisch
angeboten wird, werden die besten 20 Online-Trainer aufgeführt.
Die Stärke des "Weltfußball"-Teams ist die Vielfalt der Webtrainer-Gemeinde. Zur Zeit gibt es rund 1400 Online-Trainer, die Zahl steigt jedoch stetig an. User
beteiligen sich auf der ganzen Welt, sie kommen unter anderem aus Kasachstan, den USA und Indien. Auf Platz drei der Punktewertung nach Ländern liegt in dieser Woche sogar Österreich (hinter
Mexico und Spanien).
Der erhoffte Aufstieg hat in dieser Saison nicht geklappt, die Mannschaft befindet sich im oberen Mittelfeld und hat drei Spieltage vor Saisonende keine Chance mehr auf die ersten beiden Plätze. Aber als Web-Trainer muss man auch mit Rückschlägen und dem Groll eines Spielers, der nicht aufgestellt wurde, umgehen können.
Crowd Sourcing
Die Stiftung, die hinter dem Projekt steht, heißt TS'UH KÚH und wurde 2010 in Spanien gegründet. TS'UH KÚH ist die phonetische Schreibweise des Originalnamens der
Ballsportart im alten China und gleichzeitig der Namensgeber des Team, denn TK ist die Abkürzung für TS'UH KÚH.
Bei der Stiftung handelt es sich um eine Nicht-Regierungsorganisation, die freundschaftliche Beziehungen zwischen Menschen auf der ganzen Welt durch Kultur-, Kunst- und Sport-Projekte fördern möchte. Sie plant auch weitere Crowd Sourcing-Projekte. Crowd Sourcing bedeutet, dass ein Problem durch die Weisheit von vielen (crowd wisdom) gelöst wird. Es geht darum, zusammen für ein Ziel zu arbeiten und dabei Spaß zu haben.
Ähnliches Projekt
Vor vier Jahren startete in England ein ähnliches Projekt bei Ebbsfleet United. Damals konnte sich jedes Mitglied mit einer Einzahlung von 50 Euro ein Stimmrecht sichern. Die Mitbestimmung lag hier jedoch eher bei den politischen Entscheidungen. Es wurde per Internet über Transfers, Trikot-Farben und Eintrittspreise abstimmt. Zu Beginn zahlten circa 30.000 Nutzer einen Beitrag, wodurch knapp 1 Million Euro zusammen kam. Nach einem Jahr Mitgliedschaft waren es nur noch um die 10.000 zahlende Mitglieder.
Artikel vom 13.05.2011 erschienen auf KURIER.at
Skurrile Konstellation in der deutschen Fußball-Bundesliga rund um das Spiel Freiburg gegen Leverkusen.
Showdown in der deutschen Bundesliga. Plötzlich hat der FC Bayern noch die Chance auf Platz zwei. Gewinnt der Rekordmeister am letzten Spieltag zu Hause gegen
Stuttgart und verliert Leverkusen in Freiburg, hätten Bayern und Bayer 65 Punkte. Die Münchner wären dann aufgrund der Tordifferenz Vizemeister und somit sicher für die Champions League
qualifiziert.
Die Brisanz: Leverkusens Trainer Jupp Heynckes wechselt im Sommer zum FC Bayern und Freiburgs Coach Robin Dutt nach Leverkusen. Somit könnten sich beide um die Champions League-Qualifikation ihres zukünftigen Teams bringen. Aber wie bekommt man sein eigenes Team möglichst unauffällig dazu, zu verlieren? Genau das wäre nämlich für beide Trainer die optimale Lösung. Somit stehen diese vor einem moralischen Dilemma.
Eine Frage der Objektivität
Vor zwei Wochen hatte Bayer noch acht Punkte Vorsprung auf die Münchner, nun ist der Vorsprung auf drei Zähler zusammen geschmolzen. Durch das 1:1 gegen den HSV am
vorletzten Spieltag brachte Leverkusen die sichere Champions-League-Teilnahme in Gefahr. "Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben drei Punkte Vorsprung und werden auf Platz
zwei bleiben", beruhigte Bayer-Trainer Jupp Heynckes. Er versuchte, die Brisanz der Partie herunter zu schrauben und glaubt: "Das spielt für meine Spieler und für mich keine Rolle".
Die Bayer-Fans hingegen äußerten ihren Unmut über Heynckes Wechsel nach München und pfiffen ihn am Samstag lautstark aus. Dies konnte Heynckes nicht verstehen: "Ich hätte mir mehr objektive Unterstützung gewünscht." Bleibt die Frage, wie objektiv er selbst sein kann, wenn es darum geht, in der nächsten Saison mit Bayern in der Champions League zu spielen.
"Druck bei Leverkusen"
Auf Bayern-Seite ist man nach dem 8:1 am Millerntor und dem damit sicheren dritten Platz positiv gestimmt. "Der Druck liegt ja jetzt bei Leverkusen", so Philipp
Lahm. Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ist halbwegs versöhnt: "So, wie die Saison gelaufen ist, wäre Platz drei okay. Aber Rang zwei ist noch drin. Ich weiß allerdings nicht, ob sich
Leverkusen das noch aus der Hand nehmen lässt."
Nüchtern betrachtet, liegen die Vorteile klar bei Bayer Leverkusen. Doch Bayer genießt den zweifelhaften Ruf, entscheidende Spiele nicht gewinnen zu können. Im Mai 2000 gab es eine ähnliche Ausgangssituation im Rennen um die Meisterschaft. Damals gewann Bayern München im Fernduell mit Leverkusen am letzten Spieltag noch den Titel, da Leverkusen in Unterhaching verlor. Bayern siegte damals in Bremen und holte sich die 16. Meisterschaft dank einer besseren Tordifferenz.
"Ländle-Titel" oder Champions-League?
Doch auch die Freiburger haben noch eine Motivation für das letzte Spiel gefunden. "Wir wollen jetzt den Ländle-Titel", gab der erste Vorsitzende Fritz Keller als Parole aus. Damit dies gelingt, sollte sicherheitshalber ein Sieg gegen Leverkusen her, denn der Konkurrent um die inoffizielle Baden-Württemberg-Meisterschaft, Hoffenheim, hat vor der Partie gegen Wolfsburg nur einen Punkt Rückstand. Doch ist der Ländle-Titel auch für den Noch-Freiburg Trainer Robin Dutt ein Anreiz? Immerhin müsste er dann in der nächsten Saison mit Bayer die ungeliebte Champions-League-Qualifikation spielen.
Lakic als Vorbild
Es bleibt abzuwarten, ob die beiden Trainer sich als ebensolche Musterprofis beweisen, wie der Kroate Srdjan Lakic beim 1. FC Kaiserslautern. Lakic, der nach der Saison zu Wolfsburg wechselt, erzielte ein Tor beim 2:1-Auswärtssieg gegen den VfL Wolfsburg. Damit hat Lakic seinen zukünftigen Arbeitgeber wieder mitten in den Abstiegskampf geschossen. Vielleicht muss er deshalb sogar im nächsten Jahr in der zweiten Liga spielen. "Das ist eine schwierige Situation für mich", so Lakic, "ich weiß, dass ich Wolfsburg nicht glücklich gemacht habe." Sein zukünftiger Trainer Felix Magath war von der Professionalität des Spielers dennoch sehr angetan. "Wir müssen anerkennen, dass wir uns im Profifußball befinden."
Artikel vom 09.05.2011 erschienen auf KURIER.at